Davy strich sich das Haar aus der Stirn und zog das blaue Tuch, welches um seinen Kopf gewickelt war, fester. Die Sonne brannte auf das dunkle Holz des Schiffes nieder, selbst die Möwen hatten aufgehört kreischend durch die Luft zu segeln und sich stattdessen in einen schattigen Ort zurück gezogen.
Er hingegen schrubbte die hölzernen Planken des Schiffes, keine Pause war in Sicht. Nicht einmal das Putzwasser war kühl.
Der Großteil der Besatzung hatte sich in den Schiffsbauch zurück gezogen und betrank sich dort höchstwahrscheinlich. Davy hingegen wurde dazu verdonnert zu putzen, immerhin "war er noch zu jung für Rum", wie Jones gegrölt hatte.

"Hey Kleiner!", rief Darius von seiner Stelle am Steuer, "Bring mir mal was zu trinken hoch!"
Davy war es bereits gewohnt vom Rest der Crew herumgeschubst zu werden. Er war eben noch nie besonders muskulös und furchteinflößend. Eine Zeit lang hatte er sich ihnen widersetzt, doch sah schließlich ein, dass es nichts brachte.

Er legte den Besen beiseite, insgeheim war er froh eine Pause einlegen zu können, und ging die Treppe hinunter.
Hier unten war es dunkler, nur Kerzen erhellten den Saal. Die Piraten saßen in einem Kreis und lachten laut, jeder hielt einen Bierkrug in der Hand. Sie bemerkten Davy, doch beachteten ihn nicht weiter und er betrat die Küche. Nicht einmal der Koch war hier. Auf einer Theke standen gefüllte Krüge, anscheinend hatten sie bereits vorgesorgt, und Davy schnappte sich einen - Die Anderen würden ihn schon nicht vermissen. Er brachte ihn hinauf und setzte dann seine Arbeit fort.

"HA!Das glaubst auch nur du!",in lustiger Runde saß die ganze Crew zusammen,nun ja fast die ganze Crew.Das Thema:Damen.
"Wenn du 'ne Lady abbekommen hast,dann bin ich die neue Feenprinzessin von Sarzenio",hörte man von einem bärtigen,stark aussehenden Mann."Sarzenia,hat dir der Rum etwa schon deinen Schädel weggeätzt?",unterbrach Will,ein rothariger Bursche."Der hatte da doch nie 'was drinnen,was ihm weggeätzt werden könnte",rief Jones spöttisch ein,gefolgt von Gelächter.
Jonesstellte seinen Krug mit einem nicht gerade leisen Geräusch auf dem Tisch ab und erhob sich von seinem Platz an der Runde."Ich schau ma' nach,was der Knabe so treibt....nicht dass der nur faulenzt"Die anderen jueblten ihm etwas zu,sie waren wirklich dicht.Also eigentlich waren sie im dauerzustand."Oder willst du etwa nur an die frische Luft?bekommt es dir hier unten nicht gut?He,vielleicht solltest du das nächste Prinzesschen werden",kam aus der Menge.Die anderen lachten,Jones zog die Augenbrauen hoch."Ich kann dir ja später mal meine Haut zu spüren bekommen,wir fangen mit meiner Faust an"Dann fing auch er wieder an zu lachen,bereitete sich aber seinen weg nach oben ans Deck.
"Hab ichs mir doch gedacht...." Von der Ferne konnte er erkennen,wie Davy gerade mit einem Krug über das Schiff lief.
"Faulenzen,was?",rief er ihm zu.Er hatte es wohl nicht gehört,denn der Junge drehte sich nicht um.Energisch ging Jones auf den Jungen zu.Zum Glück konnte er in letzter Sekunde noch sehen,wie er den Krug dem Steuermann überreichte und sich wieder seinen Wischmob schnappte.Als er zurück in Jones Richtung gin,schnappte dieser sich ihn am Hemd und sprach ihm leicht wütend "Glück gehabt"zu.
Hauptsache er konnte ihn noch irgendwie anschnauzen.

Gerade als Davy sich freuen wollte, dass er es unbemerkt zurück an Deck geschafft hatte, hörte er Jones tiefe Stimme. Sein Körper spannte sich an, doch er tat so als ob er das Rufen des Stärkeren nicht bemerkt hatte. Vielleicht würde Jones ihn dann in Ruhe lassen.
Er übereichte den Alkohol an den Steuermann, der bereits ungeduldig wartete. "Endlich," schnaubte er, "Hast so lang gebraucht, man könnte meinen, du hättest selbst einen getrunken." Von seinen eigenen Worten anscheinend unfassbar amüsiert lachte er laut und stieß Davy dann grob davon. "Geh weiter arbeiten, Junge." Davy nickte eilig und machte sich zurück zu seinem Arbeitsort. Er schnappte sich die Utensilien und fuhr fort die Planken zu schrubben, im Stillen hoffte er die Nacht würde bald hereinbrechen und ihn davor retten, dass er auch unten, wo sich die Anderen herum trieben, putzen zu müssen.