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Märchen und Erzählungen
Die Legende des unverletzlichen Ritters
in Lieder, Hymnen,Märchen, Erzählungen und Sonstiges 22.04.2019 16:30von Milahtis • Verführungskönigin | 8.388.607 Beiträge | 1650 Punkte
Einst lebte ein junger Knabe in einem kleinen Dorf in Himenon. Er kam aus einer großen Familien und hatte viele Geschwister, die gemeinsam in der Mühle ihrer Eltern aushalfen. Sie lebten, wie der Rest der Menschen dort, ein bescheidenes Leben. Der Junge war zufrieden und glücklich, doch manchmal zogen die Ritter des Lords durch ihr Dorf und jedes mal schaute er ihnen bewundernd zu. Sie sahen so prächtig aus in ihren Rüstungen auf den Pferden und der Junge träumte davon, eines Tages mit ihnen zu reiten.
Einmal kamen sie wieder in ihr Dorf und dieses mal entschloss sich der Junge, zu ihnen zu gehen und sie bitten, ihn aufzunehmen. Er rannte zu ihnen und erzählte von seinem Wunsch, doch die Ritter schauten ihn nur ungläubig an. Einer von ihnen stieg ab und forderte den Jungen auf, zu zeigen, was er könne. Etwas nervös zog der Junge sein selbst geschnitztes Holzschwert und fuchtelte damit vor dem Ritter herum. Dieser machte einen Schritt zur Seite und schlug ihm elegant mit dem Knauf seines Schwertes auf den Hinterkopf, sodass der Junge zu Boden fiel. Die anderen Ritter lachten und zogen sogleich weiter, ohne dem Jungen noch weitere Beachtung zu schenken.
Der Junge war frustriert. Er hatte in seiner Zeit in der Mühle nie viele Möglichkeiten gehabt, um zu üben und war einfach zu schwach. Deshalb beschloss er des Nachts, sich davonzuschleichen. Er wollte in die Stadt gehen. Er wollte die großen Turniere sehen. Er wollte lernen und besser werden. Also packte er sich etwas zu Essen ein und schlich sich um Schutz der Dunkelheit davon.
Eine Weile lief er auf der Landstraße entlang, auf der die Ritter immer vorbeikamen. Irgendwann wurde er müde, doch er zwang sich, weiterzugehen. Er wurde immer langsamer und langsamer, doch er durfte nicht aufgeben. Kurz bevor er zu Boden fiel, hörte er ein leises Säuseln hinter sich. Irgendetwas rief seinen Namen. Er drehte sich um, doch er konnte nichts sehen. Noch einmal hörte er die Stimmte, diesmal lauter. Der Junge versuchte auszumachen, woher das Geräusch kam, doch nirgends entdeckte er etwas.
Da tappte ihn eine große Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich ein bisschen warm und und den Knaben durchfuhr ein eigenartiges Gefühl. Schnell fuhr er herum und schaute direkt in das Gesicht eines alten Mannes. Die Augen des Mannes flackerten rot auf, als er ihn anstarrte, und um seinen Mund spielte sich ein merkwürdiges Lächeln. Ein Dämon.
"Du scheinst erschöpft von deiner Reise, scheint es mir. Keine Sorge, ich kann dir helfen", sagte der Dämon zu ihm. "Mir helfen? Wie? Und warum solltest du das tun? Woher kennst du meinen namen?" Der Junge wollte einen Schritt zurück machen, doch die Hand des Mannes drückte so fest, dass er sich nicht losmachen konnte. "Hab keine Angst, ich will dir nichts tun. Ich weiß, warum du gegangen bist. Du möchtest ein Ritter werden. Du willst stark werden", der Dämon hielt sein Gesicht näher. "Deswegen willst du gehen. Doch du bist noch zu schwach. In der Stadt wird man dir nicht helfen können. Du wirst untergehen und in der Gasse enden. Aber ich kann das verhindern, ich kann dir helfen. Ich kann dir einen Wunsch erfüllen." Der Junge blickte ihn überrascht an. "Tatsächlich? Dann.... ich möchte stärker werden! Ich will keinen Schmerz mehr spüren! Ich will keine Verletzungen tragen müssen!"
"Du willst keine Verletzungen tragen müssen?"
"Ja, so ist es!"
Der Dämon lächelte. "Nun gut, das kann ich dir erfüllen. Du wirst unglaubliche Stärke spüren und du wirst auch deinen Wunden nicht erleiden." Er legte dem Knaben die Hände auf die Stirn, sprach ein paar Worte und verschwand wieder in den Schatten der Dunkelheit.
Der Junge konnte immer noch nicht ganz glauben, was da geschehen ist. Er setzte seinen Weg fort und bei Tagesanbruch konnte er die Mauern der Stadt in der Ferne sehen.
Tatsächlich sollte der Dämon Recht behalten. Als er sich beim Ausbildungslager der Stadtwache meldete, waren alle überwältigt von seiner gigantischen Kraft. Nie trug er aus dem Training oder den Einsätzen einer Verletzung davon und schon bald sollte ihm der Titel eines Ritters verliehen werden.
Stolz beschloss er, zu seinem Dorf zurückzukehren und allen zu zeigen, was aus ihm geworden ist. Er reitete auf seinem prächtigen Ross los und es dauerte nicht lange, da sah er schon die ersten Häuser.
Als er das Dorf erreichte war er verwundert. Niemand hielt sich auf den Straßen auf, keiner kam raus um ihn zu begrüßen. Er klopfte an die Tür von seinem Elternhaus. Es dauerte eine Weile, doch dann öffnete sie sich. Dahinter sah er seine Mutter, doch sie wirkte irgendwie kränklich. Sie brauchte kurz, doch dann schlug sie die Augen weit auf und wollte entsetzt einen Schritt zurück machen. Dabei fiel sie allerdings zu Boden und da bemerkte er es. Ihr rechtes Bein endete nur in einem Stumpf und eine Fäulnis breitete sich von ihm aus. "W-wo bist du gewesen!?" Schrie sie entzürnt. "Ich bin ein Ritter geworden. Bist du nicht stolz?" Der Junge wollte ihr hochhelfen, doch sie nahm seine Hilfe nicht an. "Stolz? Ich wäre stolz auf einen Sohn, der seiner Familie hilft. Doch du hast uns im Stich gelassen. Alle hier sind krank geworden und haben irgendwelche Verletzungen aus dem Nichts erhalten. Unser Dorf wurde verflucht, doch wie ich sehe warst du zu beschäftigt damit, deine Rüstung zu polieren, anstatt uns zu helfen!"
Mittlerweile hatte sie es selbst wieder auf ihr einen Bein geschafft und führte ihn weiter ins Haus hinein. Drinnen sah er auch seine anderen Geschwister, oder zumindest diejenigen, die noch übrig waren. Seine jüngste Schwester und sein kleiner Bruder wurden von einer tiefen Stichwunde verletzt und sind ausgeblutet. Die anderen hatten alle möglichen Wunden und Narben und auch im Rest des Dorfes sah es nicht anders aus.
Langsam dämmerte es ihm. Wütend rannte er aus dem Dorf, auf die Feldstraße zur Stadt. "Dämon! Dämon, komm raus! Ich weiß, dass du in der Nähe bist!" Stille. Nichts rührte sich. Noch einmal rief der Junge nach ihm und wieder und wieder.
"Du bist zu laut. Manche Kinder schlafen schon, du willst sie doch nicht wecken." Da sah er ihn. Es war wieder der alte Mann mit den leuchtenden Augen und auch jetzt grinste er den Jungen an.
"Was hast du getan!? Du warst das doch, ich weiß es! Woher sonst sollten die Wunden aus dem Nichts kommen?" Zornig ging er näher und packte den Dämon am Kragen. "Immer mit der Ruhe. Ich habe nur getan, was du mir aufgetragen hast."Er lächelte. "So etwas habe ich dir nie aufgetragen!" Der Junge hob die Faust drohend in die Luft. "Aber irgendwohin musste ich die Verletzungen doch leiten, die du erlitten hast. So etwas löst sich nicht einfach in Luft aus und Heilungsmagie war noch nie meine Spezialität. Du sagtest lediglich, dass du keine Wunden erleiden sollst, nicht, wer an deiner Stelle."
"Dann mach es wieder rückgängig! Leite sie wieder auf ich weiter!"
"Das kann ich nicht. Sie haben sie bereits erlitten." Der Junge schlug wütend nach dem Gesicht des Dämons doch dieses löste sich bei dem Aufprall nur in Rauch auf und stattdessen erschien er wieder hinter dem Jungen.
"Das bringt nichts. Wenn du deinen Zorn auslassen musst, warum dann nicht an dir? Du nimmst ja sowieso keinen Schaden", der Dämon lachte höhnisch und verschwand daraufhin.
Verzweifelt fiel der Junge zu Boden. Er konnte diesen Schmerz nicht mehr ertragen und steig deshalb in den nächsten See, um sich von seiner Rüstung auf den Grund bringen zu lassen und dort sein Ende zu finden. Doch er dachte nicht daran, dass ihn der Fluch auch hier beschützen würde und so soll er noch heute auf den Grund irgendeines Sees stehen und manchmal sein weinendes Klagen Nachts in der Nähe hören lassen.
Diese Geschichte wird oft Kindern in Himenon erzählt, um sie davor zu warnen, niemals einen Pakt mit einem Dämon abzuschließen.


Das Mädchen mit der Harfe
in Lieder, Hymnen,Märchen, Erzählungen und Sonstiges 06.05.2019 20:32von Milahtis • Verführungskönigin | 8.388.607 Beiträge | 1650 Punkte
In einem Teil des großen Waldes in Sarzenia soll es eine große, klare Quelle geben, neben der eine marmorne Statue eines Mädchens steht. Jede Nacht hört man ein Harfenspiel in der Nähe dieser Quelle. Schleicht man sich näher, so kann man eine junge Dame sehen, die am Rande der Quelle sitzt und behutsam eine Melodie spielt. Die Statue scheint verschwunden zu sein. Kommt man dem Mädchen aber näher, so erschrickt es und wird hart wie Stein. Auch die liebliche Melodie verstummt.
Einst zog ein junger Barde auf einer Waldstraße durch Sarzenia und als er des Nachts die Musik vernahm, folgte er ihr. Er entdeckte aus dem Gebüsch die junge Frau und war ganz fasziniert von ihr. Der Barde holte seine Flöte heraus und fing an, selbst ein Lied zu spielen. Zunächst stoppte das Mädchen, doch nach einer Weile setzte sie die Melodie fort und so spielten sie gemeinsam. Stück für Stück trat der Barde näher an sie heran und setzte sich sogar neben sie an den Rand der Quelle. Die beiden waren wie verzaubert, verloren in der Musik. Ausversehen stoß der junge Mann leicht mit seinem Ellenbogen gegen sie und plötzlich stoppte das Mädchen und sprang erschrocken auf.
„Was habe ich nur getan?!“, schrie sie verzweifelt.
Der Barde war verwirrt und versuchte, sie zu beruhigen. Langsam stiegen ihr Tränen in die Augen und sie erklärte ihm, dass sie einst zusammen mit dieser Quelle verwünscht wurde. Tagsüber erstarrt sie zu Stein, doch Nachts kann sie sich davon lösen. Sollte sie aber jemand berühren, so wird der Fluch an ihn unumkehrbar weitergegeben.
Nun begriff auch der Barde. Er wusste, dass er absofort ihr Schicksal tragen würde. Er wusste, dass er nun an diesem Ort bleiben müsste.
Trotzdem blickte er das Mädchen ganz ruhig und mit einem Lächeln und, legte ihr einen Arm auf die Schulter und sagte ihr, dass er sowieso sich mehr Zeit zum Spielen nehmen wollte. Sie sollte gehen und ihr Leben genießen, jetzt, da sie frei war. Innerlich war er weit nicht so gelassen, doch er wollte der jungen Dame nicht die Schuld auferlegen.
Sie nickte vorsichtig, blieb die Nacht aber bei ihm. Als der Tag gekommen war und er zu Stein erstarrte, machte sie sich auf, ein Dorf in der Nähe zu besuchen.
Als dann die Nacht hereintrat erwachte der Barde wieder. Er hatte seine Flöte noch in der Hand und so begann er zu spielen. Da hörte er auf einmal ein sanftes Harfenspiel in der Nähe. Er hielt kurz Inne, spielte dann aber weiter als er das Mädchen mit der Harfe sah, dass sich ihm näherte. Die beiden setzten sich zusammen and den Rand der Quelle und musizierten bis zum Morgengrauen.
Eine Geschichte, die in Sarzenia gerne Kindern erzählt wird. An vielen Quellen sind Statuen vom Barden und der Harfenspielerin aufgestellt.


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